Meiner Ansicht nach muss man nicht mit 30 fremden Menschen in einem Schlafsaal nächtigen um Pilger zu sein. Es heisst immer „jeder geht seinen Camino“ und genau so sollte es auch gehandhabt werden.
Ich habe auf mehr als 1000km Jakobsweg keinen Pilger getroffen, der sich von Wasser&Brot ernährte und in Lumpen daherkam. Oder wie es ein Mitpilger mal zu mir sagte „ich lasse mir nicht von jemandem, der hunderte Euro teure Outdoorkleidung trägt sagen, ich wäre kein echter Pilger wenn ich mir ein Hotelzimmer nehme – während er grade an seinem Chardonney nippt“.
Meines Wissens nach gibt es nirgendwo eine offizielle Definition eines Pilgers. Aber selbst wenn es rein hypothetisch dazu gehörte in Herbergen zu schlafen, wo würde es denn aufhören?
Wäre es in Ordnung private statt öffentlicher Herbergen zu nehmen um echte Betten zu haben – und wäre es noch in Ordnung ein Mehrbettzimmer zu wählen, in dem es frische Bettwäsche und Handtücher gibt oder wäre das schon zu luxuriös für einen „echten Pilger“?
Diese Grenze ist völlig willkürlich und die meisten setzten sie von ihrer eigenen Position aus: die, die in staatlichen Herbergen auf dünnen Decken auf dem Boden liegen, sind dann der Meinung dass private Herbergen mit echten Betten kein echtes Pilgern sind. Und die Pilger in den Privatherbergen halten Pilger in Einzelzimmern für keine echten Pilger. Und Menschen wie ich, die in genau diesen günstigen Einzelzimmern nächtigen, halten dann Pilger in teuren Hotels dann für keine echten Pilger 🙂
Muss ein Pilger seinen Rucksack immer selbst tragen und verliert er den Pilgerstatus wenn er Gepäcktransport in Anspruch nimmt und mit Tagesrucksack läuft? Und tut er das nur wenn er eigentlich in der Lage dazu wäre – und Bandscheibenpatienten bleiben trotz des Gepäcktransports Pilger ?
Auch hier zeigt sich schnell: die Frage ist unsinnig.
Für mich persönlich gehört es dazu den Rucksack selbst zu tragen, wenn es einem möglich ist. Denn irgendwie finde ich es auch schön zu wissen, dass ich alles dabei habe was ich brauche. Aber ich verurteile niemanden, der lieber nur mit leichtem Gepäck läuft.
Hier würde ich sagen: streng genommen: ja. Denn das pilgern ist in seinem Ursprung durchaus religiös motiviert.
Aber auch hier steht wieder die Frage: wenn jemand hunderte Kilometer zu Fuß zurück legt um zu sich selbst zu finden, um für sich Antworten auf wichtige Fragen zu finden, um sich neu zu zentrieren und sortieren: macht es dann wirklich einen Unterschied ob er die Antworten bei Gott oder beim Universum sucht?
Ob man sich dabei selbst Pilger nennt oder etwas sperriger „Fernwanderer auf Pilgerwegen“ ist letztendlich nur eine Frage der Bezeichnung. Ob in Hightech-Kleidung oder in Minimalaustattung, ob im Schlafsaal oder im Hotel, ob mit Rucksack oder ohne, das muss jeder für sich selbst entscheiden und akzeptieren dass andere Pilger für sich anders entscheiden.
Jeder geht seinen eigenen Camino.
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