Categories: Philosophisches

Post-Pilger-Syndrom

Nein, das ist kein medizinischer Begriff, sondern meine Bezeichnung für das Tief, in das man fallen kann wenn man pilgern war.

Als ich von meinem ersten Pilgerweg, dem portugiesischen Jakobsweg zwischen Porto und Santiago, zurück kam, war ich die ersten zwei Tage zu Hause noch total euphorisiert.

Die Eindrücke von drei Wochen Abenteuer und Natur, Menschen, Südeuropa und dem gleichzeitig erhabenen und unwirklichen Gefühl der Ankunft in Santiago hatten mich völlig überrollt. Ich hatte viel zu erzählen und viele Bilder zu präsentieren.

Zurück in den Alltag

Dann kam der Alltag und mir erschien alles auf einmal so statisch.

Klar, wenn man drei Wochen jeden Tag zu Fuß unterwegs war, von Ort zu Ort gewandert ist, dann kann es einem auf einmal abstrus erscheinen dass man abends immer noch am gleichen Ort ist wie morgens. Und am nächsten Tag ist man immer noch da und am übernächsten auch.

Es hat mich einfach deprimiert dass es nicht weiter ging, das fühlte sich falsch an.

Also habe ich versucht möglichst viel zu Fuß unterwegs zu sein, Wanderungen zu machen, aber der Rhein ist nunmal nicht der Atlantik.

Nach etwa einer Woche hatte sich dieser merkwürdige Zustand wieder gelegt und ich hatte mich wieder in den Alltag eingefunden.

Also quasi eine Depression?

Nein, irgendwie nicht.

Denn auch wenn ich niedergeschlagen war und mir mein Alltagsleben irgendwie banal vorkam, war es kein rein negativer Zustand.

Sondern eigentlich eine Zeit, in der ich sehr viel über das nachgedacht habe, was ich beim pilgern über mich und mein Leben gelernt habe und wo ich nach Wegen gesucht habe diese neuen Erkenntnisse in den Alltag zu integrieren.

Passiert das immer?

Ganz bestimmt nicht.

Mir passiert es aber fast immer. Egal ob ich nur eine Woche weg war oder fünf.

Und ich weiss von einigen anderen Pilgern, dass es ihnen auch so geht.

Ich kann inzwischen aber gut damit umgehen. Ich weiss dass ich in der Woche nach meiner Rückkehr möglichst meine Abende frei halte um spazieren zu gehen und ganz aktiv darüber nachzudenken, was ich an „Pilgererkenntnissen“ wie in mein Leben integrieren möchte. Und ich weiss auch dass es nur ein paar Tage sind.

Es dauert dann doch nicht so lange bis es einem nicht mehr merkwürdig erscheint am immer gleichen Ort zu sein…

Letztendlich ist auch die Post-Pilger-Syndrom-Zeit eine wertvolle, die nur zeigt dass man nicht als der gleiche Mensch wieder gekommen ist, als der man losgegangen ist.

na

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na

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