Wie lang sollten die Etappen beim pilgern sein?

27,5km. Blogartikel beendet.

Nein, jetzt ernsthaft: die Frage lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten, wie auch?

Erfahrene Wanderer werden ihr Pensum sicher kennen, für alle anderen versuche ich hier mal Orientierungswerte zu schaffen.

Ein Hinweis vorab: die folgenden Aussagen basieren auf meinen Erfahrungen und Gesprächen mit anderen Pilgern, ich übernehme keinerlei Haftung für die Korrektheit und kann selbstverständlich keine Aussage über deine ganz persönliche Fitness treffen.

Die meisten Etappenvorschläge auf den diversen Webseiten und in den Büchern sind zwischen 15 und 35km lang.

Und die 15km schafft man unter normalen Umständen auch immer, also selbst wenn die Etappe mal sehr steil ist, es sehr heiss ist oder man echt unsportlich ist.

Ich habe mit einer 81jährigen Pilgerin gesprochen, die einen riesigen Rucksack trug und meinte, sie würde pro Tag zwischen 12 und 18km laufen.

Ein anderer Pilger, der geschätzte 150-170kg wog erzählte mir er würde etwa 15km pro Tag schaffen.

Und auch bei mir ist es so dass ich selbst an Tagen an denen 35 Grad sind und der Körper bei jedem Schritt nach Pause schreit, die 15km machbar sind. Dann halt eben langsam und mit ausgedehnter Mittagspause.

Die für mich perfekte Etappe hat um die 25km.

Wenn sie zu kurz ist, komme ich viel zu früh an und wenn am Ziel nicht eine spannende Stadt sondern nur ein Kaff mit drei Häusern steht, frage ich mich dann schon warum ich nicht einfach weitergelaufen bin.

Wenn sie zu lang ist kämpfe ich mich durch die letzten Kilometer und bekomme richtig schlechte Laune.

Dazu muss man aber sagen dass ich zwar recht gut zu Fuß bin, aber ansonsten absolut unsportlich.

Das heisst dass die von mir präferierten 25km für sportliche Menschen vermutlich schon zu langweilig sind und sie unterfordert.

Dazu kommt natürlich auch dass es nicht nur körperlich sondern auch mental eine Typfrage ist. Wenn du es liebst an deine Grenzen zu gehen und diese zu überschreiten, dann kannst du deine Etappen gut etwas länger planen (lassen).

Wenn du hingegen bei Überforderung eher abblockst und verzweifelst ist es sinnvoller nicht an sein Limit ran zu planen.

Eine erfahrene, französische Pilgerin, die mal meine Zimmernachbarin war, erzählte mir dass sie gerne 35 bis 40km pro Tag läuft, weil sie nur dann abends auch richtig müde ist.

Wer sehr sportlich ist, für den könnten meiner Einschätzung nach 30-35km eine gute Länge sein. Vielleicht nicht für jeden Tag, aber als Richtwert.

In so einem Fall ist das Tageslicht dann eher der limitierende Faktor als die Fitness.

Ich war überrascht wie schnell sich meine Fitness unterwegs verbessert hat.

Da es sowieso nicht an jedem Kilometerstein ein passendes Hotel gibt, schwanken die Etappen in ihren Längen immer und das ist auch gut so.

Allein um die ganzen Eindrücke zu verarbeiten sollte man es zwischendurch auch mal ruhig angehen lassen und sich mit einer kurzen Etappe den Nachmittag frei nehmen.

Wer Herausforderungen mag, kann aber auch zwischendurch mal eine Etappe einplanen (lassen), die einen an seine Grenzen bringen wird.

Für durchschnittlich fitte Pilger empfehle ich Etappenlängen von 20-30km pro Tag, die an einzelnen Tagen, je nach Zielort, auch mal länger oder kürzer sein können.