Diese Frage ist eine ganz grundsätzliche, die sich nicht für jeden gleich beantworten lässt. Denn: es sind zwei völlig unterschiedliche Arten zu pilgern.

Ist es besser alleine zu pilgern?

Wer seinen Rucksack packt und losgeht in der Hoffnung Antworten zu finden, der sollte unbedingt alleine gehen.

Wer pilgert um etwas über sich zu lernen, vielleicht mehr zu sich zu finden, der sollte alleine gehen.

Wer seine Angst davor mit sich selbst alleine zu sein überwinden möchte, sollte alleine gehen.

Wer einen Jakobsweg läuft um sich mit Menschen aus aller Welt zu verbinden, der sollte alleine gehen.

Aber auch wer pilgern geht um mal etwas mutiger zu werden, wer sich vor eine Herausforderung stellen möchte, wer an einem kleinen Abenteuer wachsen möchte und sich selbst beweisen dass er mehr kann als er bisher denkt, der sollte in jedem Fall alleine pilgern.

Wann ist es besser zu zweit auf den Jakobsweg zu gehen?

Wer Pilgerwege zum Fernwandern nutzt, wer primär nach einer sportlichen Herausforderung sucht und die gute Infrastruktur und gute Beschilderung nutzen möchte, für den ist zu zweit laufen die bessere Option. Denn in Doppelzimmern übernachtet es sich immer günstiger und abends ist es schön jemanden zu haben, der einem beim Essen Gesellschaft leistet und mit dem man sich über den Tag austauschen kann.

Es gibt aber noch einen weiteren Fall: Wenn du körperliche Einschränkungen hast oder mit Depressionen, Angststörung oder PTBS auf den Weg gehst, dann kann es hilfreich sein zu zweit zu sein um dich nicht zu überfordern. Das heisst nicht dass du nicht alleine gehen kannst, aber wenn es dir zu viel ist alleine zu gehen, dann geh nicht alleine.

Deine Begleitung kann in diesem Fall eine Freund:in oder Familie sein, insofern sie einen für dich guten Umgang mit deiner Einschränkung haben, oder aber ein Profi.

Wenn du mehr dazu wissen willst, wie ich mit dir auf den Jakobsweg gehen kann, schau dir meine Seite zur Pilgerbegleitung an.

Zu zweit pilgern
Camino Planning

Hi, ich bin Nicoletta und ich plane und supporte deinen Jakobsweg. Lass uns loslegen!

Wird man einsam wenn man den Jakobsweg alleine läuft?

Niemand muss Angst haben unterwegs zu vereinsamen. Man findet auch als Alleinpilger immer Anschluss, selbst wenn man eher introvertiert ist. Ich habe Pilger (ob nun Herbergenschläfer oder Hotelschläfer) immer als aufgeschlossenes Völkchen erlebt.

Gerade dadurch dass so viele alleine unterwegs sind, schliesst man sich abends schnell zu losen Grüppchen zusammen, die sich je nach individueller Etappenlänge in immer neuen Konstellationen an den verschiedenen Zielorten wiedertrifft. Wer vorher schon weiss dass er gerne Kontakte knüpfen möchte, sollte dies bei seiner Planung berücksichtigen und  nicht gerade im Januar wandern.

Zudem leben wir in einer Zeit, in der man jederzeit von überall aus mit Freunden und Familien zu Hause Kontakt halten kann. Also selbst wenn man alle anderen Pilger doof findet und lieber für sich bleibt – man ist nicht in einem tibetischen Kloster ohne Handyempfang.

Pilger kennenlernen

Und was, wenn ich auf dem Camino alleine bleiben will?

Ich finde es überhaupt nicht verwerflich sich der Pilgercommunity zu entziehen und sein eigenes Ding zu machen. Niemanden kennen zu lernen, am liebsten nicht mal andere Pilger sehen.

Denn jeder sollte den Weg für sich genau so nutzen, wie es für ihn richtig ist. Und gerade wenn man pilgern geht um sich in Ruhe mit sich selbst befassen zu können, kann es ausgesprochen hilfreich sein, Menschenkontakt so weit wie möglich zu verhindern.

Am besten geht dies natürlich wenn man in unbeliebteren Zeiträumen unterwegs ist. Beim portugiesischen Jakobsweg empfiehlt sich schon in Lissabon zu starten, denn da ist nicht viel los.

Die Uhrzeit, zu der du loswanderst spielt auch eine entscheidende Rolle: dadurch dass Herbergsschläfer zu unheiligen Uhrzeiten aus ihren Herbergen geworfen werden, sind sie meist auch sehr früh unterwegs. Und oft sind die Etappenstartorte für die Masse der Pilger identisch. und so reduzierst du die Anzahl der Mitpilger enorm, wenn du gemütlich um zehn oder elf erst startest und entsprechend spät an seinem Ziel ankommst.

Für „Luxuspilger“ ist das kein Problem, das Hotel ist reserviert und erwartet einen und die Städte sind meistens auch so klein dass man problemlos noch etwas Sightseeing einbauen kann, selbst wenn man erst um 18 Uhr ankommt.

Fazit: Alleine pilgern oder zu zweit?

Den meisten Pilgern empfehle ich, alleine auf den Jakobsweg zu gehen. Denn die emotionale und spirituelle Erfahrung ist intensiver und die Chance Freundschaften auf Lebenszeit zu knüpfen höher. 

In Begleitung zu pilgern ist entweder für Menschen, die einen Jakobsweg vor allem aus sportlichen Gründen gehen und gar nicht so sehr an persönlichem Wachstum interessiert sind. Und natürlich für Menschen, die körperliche oder psychische Handicaps haben und sich einen Jakobsweg nicht alleine zutrauen.