Eigentlich blöd dass diese Frage überhaupt aufkommt.

Warum sollte eine Frau nicht alleine einen Jakobsweg laufen, ein Mann aber schon?

Aber bringen wir es mal auf den Punkt: statistisch gesehen sind Frauen eher sexuellen Übergriffen ausgeliefert als Männer und daher ist die eigentliche Fragestellung ja nur: bin ich als Frau auf der Strecke davor sicher?

Bin ich als Frau auf dem Jakobsweg sicher vor Übergriffen?

Da ich bisher nur den portugiesischen und französischen Jakobsweg gelaufen bin, kann ich die Frage nur für diesen Weg beantworten.

Und objektive Aussagen kann ich sowieso nicht treffen, dafür müsste man Kriminalstatistiken wälzen, ich kann nur meinen subjektiven Eindruck wiedergeben.

Und der lautet: ja, wir Frauen sind dort kein bisschen gefährdeter als in Deutschland.

Ich habe mich nie unwohl gefühlt, weder mit anderen Pilgern noch mit Einheimischen. Und das ging nicht nur mir so, sondern allen anderen Frauen, die ich dazu befragt habe.

Ich bin über 3000km alleine auf Jakobswegen gelaufen und das auch mal im Februar, wo sonst niemand unterwegs war. Denn abgesehen von meinem Jakobsweg im Februar, ist man nie wirklich alleine, es sind immer andere Pilger in der Nähe. Also auch wenn man alleine läuft, ist man nicht alleine, der nächste Pilger ist nicht weit. 

Schlechte Erfahrungen als Frau alleine

Ich will nicht verschweigen dass es eine unangenehme Erfahrung mit einem Herren gab. Er pinkelte gerade am Waldrand und grüßte mich dann und suchte mit mir das Gespräch ohne einzupacken was eigentlich eingepackt gehört, aber er hat mich weder verfolgt noch angefasst oder sonst irgendwas. Vermutlich war er auch einfach nur geistig verwirrt.

Das hätte mir überall anders genauso passieren können.

Das einzige, was mir bekannt ist, wo es tatsächlich etwas Aufermeksamkeit braucht, ist eine Stelle auf dem portugiesischen Inlandsweg. Dort gibt es einen alten, psychisch kranken Mann der manchmal Pilgerinnen anspricht. Aber er springt sie nicht wild auf der Strasse an, wenn man ihm nicht in seine Garage folgt, sondern weitergeht, passiert auch nichts. Es ist also keine gefährliche Situation, wenn man grundsätzlich darauf verzichtet fremden Männern in ihre Behausungen zu folgen.

Trillerpfeiffe oder Pfefferspray?

Ist alles nicht nötig. 

Pfefferspray ist in Portugal verboten, in Spanien könnte man es in einem Geschäft kaufen. 

Aber es wäre vollkommen übertrieben.

Wenn du dich damit wohler fühlst, dann pack eine Trillerpfeiffe ein um nachfolgende Pilger auf dich aufmerksam zu machen zu können.

Aber wie ich bereits sagte: Der portugiesische und französische Jakobsweg sind sicher. Dort ist es nicht gefährlicher als in deiner Heimatstadt – im Gegenteil, du hast eine unterstützende Community um dich herum, die du sonst meistens nicht hast.

Mach dir keine Sorgen, sondern mach deinen Traum war und pack deinen Rucksack!

Und wenn ich mir das alleine aus anderen Gründen nicht zutraue?

An alle, die sich das alleine nicht zutrauen, ob männlich oder weiblich, kann ich nur appellieren: geh trotzdem und staune wie schnell deine Ängste verfliegen und wie sehr du über dich hinaus wächst!

Wenn man es es sich genau anschaut ist ein Jakobsweg streng genommen einfach nur zu Fuß gehen. Das kann ja eigentlich jeder.

Was einen wirklich davon abhält sind meist Ängste und Unsicherheiten, aber keine realen Hürden.

Und wenn diese dir so sehr im Weg stehen dass du nicht losgehst, dann buch einfache meine Reiseplanung. Dann hast du eine Ansprechpartnerin, die den Weg schonmal gelaufen ist digital an deiner Seite und hast einen Plan dabei, der dafür sorgt dass alles nicht mehr ganz so unbekannt ist.